Longevity - Die neue Sehnsucht nach dem langen Leben mit Dr. Gerd Wirtz
Noch nie war der Traum von einem langen, gesunden Leben so greifbar wie heute. Wissenschaft und Technologie öffnen Türen, die früher nur der Fantasie vorbehalten waren. Von Geneditierung über Anti-Aging-Medikamente bis hin zu personalisierten Ernährungsplänen – Longevity, die Kunst der Langlebigkeit, ist nicht länger ein fernes Versprechen, sondern wird für immer mehr Menschen ein konkretes Ziel.
© Gerd Wirtz
Spotlight
Mehr als nur Jahre gewinnen: Ein Experte über die Kunst des gesunden Alterns
Die Verlängerung des Lebens ist keine Utopie mehr. Moderne Forschung macht es möglich: Mit gezielter Gentherapie, innovativen Medikamenten und individueller Ernährungsberatung rückt das Ziel eines längeren, gesünderen Lebens in greifbare Nähe. Longevity entwickelt sich vom Wunschtraum zur wissenschaftlich fundierten Realität.
Doch was treibt uns an? Warum gewinnt das Thema so stark an Bedeutung? Ist es der Wunsch, dem unausweichlichen Ende zu entkommen? Oder geht es vielmehr um die Qualität der Jahre, die wir gewinnen? Eines ist sicher: Die Diskussion um das lange Leben ist komplex, und die Antworten liegen tief in unserem Menschsein verankert.
Ein Mann, der sich intensiv mit diesen Fragen beschäftigt, ist Dr. Gerd Wirtz. Als Autor des Buches Der Longevity Kompass und gefragter Speaker ist er bekannt dafür, wissenschaftliche Erkenntnisse und menschliche Sehnsüchte miteinander zu verbinden. In seinem Buch nimmt er die Leser mit auf eine Reise durch die Geheimnisse des gesunden Alterns und zeigt, wie jeder von uns seinen eigenen Weg zu einem längeren, erfüllteren Leben finden kann.
Wir haben mit Gerd gesprochen, um herauszufinden, warum die Suche nach einem langen Leben so faszinierend ist – und welche Rolle Ernährung, Bewegung, Technologie und soziale Beziehungen dabei spielen.
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Dr. Gerd Wirtz
10 Fragen an Dr. Gerd Wirtz
Ein Gespräch über Langlebigkeit, Gesundheit und die Zukunft des Alterns
2. Warum glaubst du, fasziniert die Aussicht auf ein langes Leben so viele Menschen?
Die Angst vor dem Altern spielt eine Rolle, vor allem, weil viele nicht die letzten Jahre ihres Lebens in Krankheit verbringen möchten. In Deutschland sind die letzten zehn Lebensjahre bei vielen geprägt von chronischen Erkrankungen – ein Szenario, das niemand erleben will. Aber es geht nicht nur um Angst. Viele Menschen möchten die Qualität ihrer Lebenszeit verbessern und jeden Tag bewusster genießen. Es geht um Balance, nicht um die totale Hingabe wie bei Extremen à la Bryan Johnson*.
*Bryan Johnson ist ein US-amerikanischer Biohacker, der vor allem für seinen radikalen Ansatz bekannt ist, seinen Alterungsprozess zu verlangsamen und die Lebensqualität zu optimieren.
3. Wie wichtig sind Ernährung, Bewegung und Schlaf im Vergleich zu anderen Faktoren?
Die Basics wie Bewegung, Ernährung und Schlaf sind essenziell – das ist klar. Aber wir unterschätzen oft den Einfluss von sozialen Bindungen und mentaler Gesundheit. Enge Beziehungen reduzieren Stress, der Entzündungen fördert, und stärken das Immunsystem. Mentale Gesundheit wiederum beeinflusst den gesamten Körper: Depressionen und Angstzustände wirken sich negativ auf Schlaf, Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System aus. Und wer geistig aktiv bleibt, hat ein geringeres Risiko für Demenz. Es ist ein ganzheitliches Konzept, das zählt.
4. In den sogenannten Blauen Zonen werden die Menschen besonders alt. Was können wir von ihnen lernen?
Die Blauen Zonen zeigen, dass Langlebigkeit keine High-Tech-Lösung braucht. In Regionen wie Sardinien oder Costa Rica setzen die Menschen auf frische Ernährung, viel natürliche Bewegung und starke Gemeinschaften. Hier laufen 90-jährige Schäfer noch täglich 10 Kilometer bergauf. Gemeinschaft und ein „Plan de Vida“ – also ein Lebenssinn – sind entscheidend. Diese einfachen, kulturell gewachsenen Prinzipien zeigen, wie wir ein langes Leben führen können, ohne komplizierte Maßnahmen.
*Die Blauen Zonen sind Regionen, in denen Menschen außergewöhnlich alt und gesund leben, wie z. B. Okinawa (Japan) oder Sardinien (Italien). Ihre Geheimnisse sind eine pflanzenbasierte Ernährung, tägliche natürliche Bewegung, starke soziale Bindungen und ein klarer Lebenssinn. Stressmanagement durch Rituale wie Mittagsschläfchen oder Meditation spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.
5. Wie beurteilst du den Einfluss technologischer Fortschritte?
Die technologischen Möglichkeiten sind unglaublich spannend. In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden wir Fortschritte sehen, die wir uns heute kaum vorstellen können. Bereits jetzt wird das erste Medikament gegen das Altern getestet – ein Meilenstein. Aber diese Entwicklungen sollten immer mit Bedacht und ethischen Überlegungen betrachtet werden.
6. Welche Rolle spielt die Epigenetik bei der Langlebigkeit?
Die Epigenetik hat unser Verständnis von Genetik revolutioniert. Früher dachten wir, unsere Gene bestimmen alles. Heute wissen wir, dass unser Lebensstil darüber entscheidet, welche Gene „ein“ oder „aus“ geschaltet werden. Das bedeutet: Wir können unser biologisches Schicksal selbst beeinflussen – in jedem Alter. Es ist nie zu spät, den Schalter umzulegen.
7. Wie können wir sicherstellen, dass Langlebigkeit nicht nur ein Luxusgut bleibt?
Langlebigkeit muss für alle zugänglich sein. Deshalb legen wir in unserem Buch Wert darauf, einfache, kostengünstige Maßnahmen vorzustellen. Prävention ist der Schlüssel. Statt zu warten, bis Symptome auftreten, sollten wir frühzeitig handeln. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind der erste Schritt – und die kosten meist nur Zeit, nicht viel Geld.
8. Gibt es für dich ethische Grenzen bei der Lebensverlängerung?
Absolut. Für mich geht es nicht darum, ewig zu leben. Ich möchte so lange wie möglich fit bleiben und dann schnell und würdevoll sterben. Der Fokus sollte auf Lebensqualität liegen, nicht auf bloßer Lebensdauer. Unsterblichkeit? Das ist für mich keine erstrebenswerte Vorstellung.
9. Dein wichtigster Tipp für ein längeres und gesünderes Leben?
Achtsamkeit. Wer bewusst lebt, merkt schnell, was dem Körper guttut. Das gilt für Ernährung, Bewegung und soziale Interaktionen gleichermaßen.
10. Wie stellst du dir die Zukunft der Langlebigkeit vor?
Die Zukunft der Langlebigkeit liegt in unseren Händen. Technologische Fortschritte werden uns Möglichkeiten geben, die wir heute kaum erahnen. Aber wir müssen lernen, mehr Verantwortung für unsere Gesundheit zu übernehmen. Weniger als die Hälfte der Deutschen geht regelmäßig zur Vorsorge – das ist erschreckend. Wir brauchen mehr Gesundheitsbildung, am besten schon in der Schule. Und wer schneller ins Thema einsteigen will, ist herzlich eingeladen, sich meine Vorträge anzusehen oder mein Buch zu lesen. Es lohnt sich!
Buchtipp: Der Longevity-Kompass von Gerd Wirtz
Mit Der Longevity-Kompass liefert Dr. Gerd Wirtz gemeinsam mit Prof. Dr. Limmroth einen praktischen Leitfaden für ein längeres und gesünderes Leben. Das Buch verbindet neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit leicht umsetzbaren Tipps, die zeigen, wie man Körper, Geist und Emotionen fit hält – für jede Lebensdekade.
Ein Muss für alle, die gesund ins neue Jahr starten und voller Energie in die Zukunft blicken wollen.